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sich über 1250°* und gewährt eine herrliche Aussicht über Elsaß und
Baden mit dem zwischen beiden sich hinschlängelnden Silberbande
des Rheines; östlich reicht der Blick bis zum Schwarzwald, südlich
bis auf die Alpen der Schweiz. Wer von euch einmal eine Fahrt
auf der Eisenbahn durch das Elsaß nach der Schweiz macht, der kann
sich überzeugen, wie malerisch-schön die Vogesen in hervorragenden
Felsenklippen und gestreckten Bergrücken längs der ganzen Westgrenze sich
hinziehen, wie sie mit Wäldern und Burgruinen geschmückt sind und
an Großartigkeit dem gegenüberliegenden Schwarzwald nicht nachstehen.
Elsaß ist ein gesegnetes Land, ebenso fruchtbar am Rheine, als
schön und blühend nach den Vogesen hin. Acker-, Wiesen-, Ge-
müse-, Wein-, Obst-, Hopfen-, Hanf-, Tabaksbau und Vieh-
zucht gedeihen hier vortrefflich. Eine bedeutende Fläche nimmt aber der
Wald ein, der fast den dritten Theil des Landes bedeckt. Die Forsten
im Elsaß sind sehr schön und einträglich. Roch auf den höchsten Gipfeln
der Vogesen bildet die Buche dichte Wälder; weiter unten folgen Fichten
und Tannen, dann Buchen und Nadelholz gemischt, endlich am Fuße
des Gebirges die verschiedensten Laubhölzer: Eichen, Buchen, Ulmen
und Kastanien durch einander. — Der Hauptstuß des Elsaß ist der
Rhein, über welchen bei Kehl eine prachtvolle Eisendahnbrücke
nach Baden führt. Die bedeutendsten Nebenflüsse des Rheines sind
die Jll und die Lauter, von welchen letztere die Grenze zwischen
Elsaß und Rheinbayern bildet. Wichtig für die Schifffahrt ist der
Rhone-Rhein-Kanal, der sich bei Straßburg mit der Jll verbindet.
Lothringen, nordwestlich vom Elsaß bis in das Moselgebiet
sich erstreckend, ist ein von tiefen Thätern durchschnittenes, fruchtbares
Berg- und Hügelland. Es liefert reichlich Getreide, Hanf und
Flachs, Wein, Gemüse und Obst, Steinkohlen und Eisen
und besitzt ausgezeichnete Salz- und Mineralquellen. Die Mosel
und die Saar sind die Hauptwasserstraßen Lothringens.
Die Hauptstadt von Elsaß ist Straßburg, „die wunder-
schöne Stadt", wie sie im Volksliede genannt wird*). Bis zum
Jahre 1681 freie deutsche Reichsstadt, ist Straßburg jetzt eine starke
Festung und bedeutende Handelsstadt mit über 85,000 Einwohnern.
Sie ist der Sitz des kaiserlichen Oberpräsidenten von Elsaß-
Lothringen, eines katholischen Bischofs und einer Universität.
Straßburg liegt an der Jll, etwa eine halbe Stunde vom Rhein, mit
welchem es durch einen schiffbaren Kanal verbunden ist. Außerdem ist die
Stadt durch eine die ganze Länge des Landes durchziehende Eisenbahn
mit den bedeutendsten Städten in der Nähe und Ferne in Verbindung
gefetzt. Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte
Münster, nächst dem Dom zu Köln das herrlichste Denkmal deutscher
Baukunst, mit einem 153°* hohen Thurm. Im Innern des Münsters
befindet sich eine berühmte, kunstvoll gearbeitete Uhr, welche beim Schlage
der Stunden eine Menge Figuren in Bewegung setzt und um 12 Uhr
*) Siehe Erste Abschnitt Iv. Lieder Nr. 22.
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Mittags und Nachts einen künstlichen Hahn krähen läßt. Der Bau
des Straßburger Münsters begann unter dem Meister Erwin von
Steinbach im Jahre 1276 und wurde vollendet durch den Meister
Johann Hülz von Köln im Jahre 1439. — Die bedeutendste
Fabrikstadt des Elsaß ist Mülhausen, an der Jll, mit 52,000
Einwohnern. Es liefert Seiden-, Baumwollen- und Wollen-
zeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien, Färbereien und
Bleichen. Auch die Fabrikation in Metallwaaren und Leder-
arbeiten ist sehr bedeutend. — Fast in der Mitte zwischen Straß-
burg und Mülhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar,
früher freie deutsche Reichsstadt, jetzt Hauptstadt des Bezirks Ober-
Elsaß, mit 24,000 Einwohnern. Nordwestlich von Straßburg, am
Fuße der Vogesen, liegt in schöner Gegend die Stadt Zabern, mit
6000 Einwohnem. Von hier führt ein schlangenförmig angelegter Weg,
die „Zaberner Stiege", mit 17 verdeckten, gemauerten Brücken
über die Vogesen nach Lothringen. Auch die Eisenbahn, welche,
von Straß-burg kommend, hier die Vogesen überschreitet, hat bedeutende
Brücken, Dämme, Tunnels und Viadukte. Außer diesen Städten
können hier nur noch genannt werden: Hagenau, durch seinen herrlichen
Wald, den „Hagenauer Forst", die reichste Stadt im Elsaß, mit
11,000 Einwohnern — Bischweiler, mit einträglichem Hopsenbau, be-
deutenden Tuchfabriken und 10,000 Einwohnern — und die Festungen
Schlettstadt, mit 11,000 und Neubreisach, mit 2000 Einwohnern.
— Bei den Städtchen Weißenburg und Wörth erfochten die deut-
schen Heere am 4. und 6. August 1870 die ersten Siege über die Fran-
zosen, wovon ihr in der vaterländischen Geschichte mehr erfahren werdet. —
Die Hauptstadt von Lothringen, Sitz eines katholischen
Bischofs, ist die alterthümliche Stadt und starke Festung Metz, an
der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen. Unter den Kirchen der
Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus. Als freie deutsche Reichsstadt
war Metz vom 11. Jahrhundert an von der größesten Bedeutung und
konnte sich an Macht, Reichthum und Glanz mit Frankfurt, Augs-
burg und Aachen vergleichen. Die glänzendsten Tage feierte die
Stadt und Bürgerschaft um Weihnachten des Jahres 1356, als der
deutsche Kaiser Karl Iv. hier den großen und berühmten Reichstag
abhielt, auf welchem die „goldene Bulle", ein Reichsgrundgesetz
über die Kaiserwahl und die Rechte der Kurfürsten, verkündigt wurde*).
Jetzt hat die Stadt Mer 51,000 Einwohner und besitzt bedeutende
gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien, Glasmalereien,
Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Seidenplüsch-, Hut- und
Blumensabriken. Daß nach drei siegreichen Schlachten, am 14.,
16. und 18. August 1870, die deutschen Heere eine französische Armee
in Metz eingeschlossen und am 27. Oktober gefangen genommen haben,
wird euch in der vaterländischen Geschichte ausführlicher erzählt. —~
*) Siche Erster Abschnitt Iv., S. 235.
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von
Steinbach Johann_Hülz Johann August Metz Karl_Iv Karl August
- 260 —
liche und stand unter dem Ober-Befehl des Königs von Preußen
als Bundes-Feldherrn.*)
Mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und
Baden, welche dem Norddeutschen Bunde nicht Leigetreten waren, hatte
Preußen „Schutz- und Trutzbündnisse" abgeschlossen, durch welche
im Falle eines Krieges der Oberbefehl auch über die süddeutschen
Truppen dem Könige von Preußen übertragen wurde, als dem
obersten Feldherrn der gesammten deutschen Kriegsmacht. —•
34. Veranlassung des Krieges gegen Frankreich.
(1870.)
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
Wenn es dem bösen Rachbar nicht gefällt."
(Schiller.)
Mit den Franzosen haben sich die Deutschen von jeher nicht gut
vertragen können. Seit drei Jahrhunderten ist Deutschland von ihnen
wiederholt übermüthig und raubgierig angegriffen worden. Sie haben
uns nicht bloß die Bisthümer Metz, Tüll**) und Birten***), son-
dern auch die schönen deutschen Länder Elsaß und Lothringen geraubt.
Im Jahre 1688 überzogen sie die Rheinpfalz und verwüsteten dieselbe
5 Jahre lang. Heidelberg, Mannheim, Speier, Worms, über-
haupt gegen 1200 Ortschaften wurden von ihnen ausgeplündert und
verbrannt. Selbst die Kaisergräber im Dom zu Speier wurden
zerstört, die Särge erbrochen und die Gebeine zerstreut! — Wie im
Anfang dieses Jahrhunderts Napoleon I., der Kaiser der Fran-
zosen, dem 1000jährigen deutschen Kaiserreiche ein Ende gemacht, und
wie er auf seinen Eroberungszügen in Deutschland gehaust hat, das ist
Euch aus der vaterländischen Geschichte bekannt. In den Befreiungs-
kriegen, 1813 bei Leipzig und 1815 bei Waterloo, haben die Deut-
schen Napoleon zwar wieder aus dem Lande gejagt, leider aber den
Franzosen das früher geraubte deutsche Land, Elsaß und Lothringen,
gelassen. Dadurch sind sie denn allmählich wieder so übermüthig ge-
worden, daß sie schon vor mehr denn 30 Jahren ein großes Geschrei
erhoben, sie müßten auch noch das linke Rheinufer haben, das ge-
höre zu ihrem Lande. Damals war es, als der Dichter Nikolaus
Becker in dem euch bekannten Rheinliede wie aus aller Deutschen Herzen
antwortete:
„Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrei'n" rc.
Und es blieb vorläufig bei dem Geschrei.
Im Jahre 1851 erhielten sie dann wieder einen Napoleon zum
Kaiser, und obgleich derselbe sich nur durch Eidbruch und blutige
Gewaltthat zu dieser Würde emporgeschwungen hatte, so hießen sie
ihn doch willkommen, weil sie glaubten, daß jetzt die glorreichen Erobe-
*) „Schwarz, weiß, roth" wurden die Farben der Norddeutschen „Bundesflagge".
**j Bon den Franzosen Ton! genannt, sprich: Tul.
**') „ h „ Verdun genannt, sprich: Werböng.
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Extrahierte Personennamen: Schiller Napoleon_I. Napoleon Nikolaus
Becker Nikolaus Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würtemberg Baden Frankreich Deutschland Lothringen Rheinpfalz Heidelberg Mannheim Worms Deutschland Leipzig Lothringen Rheinliede Rhein
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Die Franzosen Mores lehren,
Weil es gilt die deutschen Ehren;
Kinder, machet euch bereit.“
6. Kronprinz, lass die Trommel
rühren,
Sollst die tapfern Schwaben führen
Und des Bayerlandes Bann!“
Steinmetz hat das Schwert gezogen,
Vogel kommt herbeigeflogen,
Friedrich Karl sprengt kühn voran.
7. König Wilhelm auserkoren,
Hat den Sieg noch nie verloren;
Deutsche Brüder, haltet Stand 1
Wie die Löwen woll’n wir streiten,
Ob wir soll’n den Tod erleiden
Für das deutsche Vaterland!
(K. Trebitz(?).)
22. 0 Strassburg.
1. 0 Strassburg, o Strassburg, du wunderschöne Stadt! darinnen liegt
begraben so mannicher Soldat.
2. So mancher und schöner, auch tapferer Soldat, der Vater -und lieb
Mutter böslich verlassen hat.
3. Verlassen, verlassen, es kann nicht anders sein; zu Strassburg, ja zu
Strassburg Soldaten müssen sein.
4. Die Mutter, die Mutter, die ging vor’s Hauptmanns Haus: „Ach Haupt-
mann, lieber Herr Hauptmann, gebt mir den Sohn heraus!“
5. „„Euern Sohn kann ich nicht geben für noch so vieles Geld; euer
Sohn und der muss sterben im weit- und breiten Feld.““
(Volkslied. 1773.)
3. Kaiser Louis sammt Consorten
Ist darob suchswild geworden,
Kräht als wie ein welscher Hahn;
Will die ganze Welt regieren,
Weil die Preussen nicht parken,
Muss der Krieg nun gehen an.
4. Als der König das vernommen,
Lässt er gleich den Bismarck kommen,
Die Generäle all dazu:
„Muss ich noch in alten Tagen
Mich mit den Franzosen schlagen,
Die mir lassen keine Kuh.“
5. „Helft ihr mir nur allzusammen,
Dann will ich in Gottes Namen
Reiten in den blut’gen Streit,
23. 0 Eisass, o Eisass.
1. 0 Eisass, o Eisass, du schönes grünes Land, nimm überm blauen
Strome die warme Bruderhand!
2. Jahrhundert, Jahrhundert stehst du in wälscher Pflicht; und wärens
tausend Jahre, bist doch ein Wälscher nicht!
3. 0 Strassburg, o Strassburg, du alte, edle Stadt, drin freie deutsche
Lehre man einst gelehret hat.
4. 0 Münster, o Münster, du herrlich Wundermal, der frommen deut
sehen Väter erhabner Gottessaal!
5. 0 Thurm du, o Thurm du, der zu den Wolken steigt, ein Bild vom
deutschen Kaiser, dem sich die Welt geneigt.
6. 0 Wasgau, o Wasgau, ragst fern am Himmelsrand, bis dorthin deutsche
Zunge, bis dorthin deutsches Land! (M. Schneckenburger.)
24. An Deutschland.
1. Sei gegrüsst, du Heldenwiege, Land der Milde, Land der Kraft! Stets
erringe neue Siege, so im Frieden wie im Kriege, durch den Geist, der ia
dir schafft!
2. Ehre dem erles’nen Helden, den des Reiches Wille kürt, der, gestärkt
vom Herrn der Welten, Treu’ um Treue zu vergelten, hohen Sinn’« das
Scepter führt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Louis Schneckenburger
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
43
Flucht. Auch Pnppenheim fiel. Sterbend ließ er Wallenstein sagen: „Ich
sterbe gern, da ich den gefährlichsten Feind meines Glaubens unter den
Toten weiß."
4. Wallensteins Tod. Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück,
Vertrieb auch die Schweden aus Schlesien, blieb aber dann untätig in
seinem Lager zu Pilsen, obgleich schwedische Heere Bayern furchtbar heim-
suchten. Da er den Befehl des Kaisers, dieses Land zu befreien, nicht er-
füllte, außerdem vielfach geheime Verhandlungen mit den Schweden führte,
so kam er in den Verdacht des Hochverrates. Der Kaiser setzte ihn ab, die
Mehrzahl der Regimenter verließ ihn, und er ging mit den treugebliebenen
nach Eg er. Bei einem Gastmahle wurden seine ihm ergebenen Offiziere
ermordet, und er selbst darauf vou zwei Hauptleuten in seinem Schlaf-
gemache niedergestoßen.
In dem schwedischen Heere war nach Gustav Adolfs Tode große Zucht-
losigkeit eingerissen, so daß die Schweden um nichts besser waren als die
Soldaten der kaiserlichen Heere. Unmenschliche Grausamkeiten (Schweden-
trunk) wurden an Bürgern und Bauern verübt. Auch waren die Führer
vielfach uneinig, und darum wurden sie bei Nördlingen (nordöstlich von
Donauwörth) von des Kaisers Heere vollständig geschlagen. Hierauf
schlossen die Kurfürsten von Sachsen und von Brandenburg und manche
andere Fürsten mit dem Kaiser Frieden zu Prag 1635.
5. Die letzten Jahre des Krieges brachten noch unsagbares Elend
über Deutschland. Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen. Sie
schickten Heere nach Deutschland und gaben Bernhard von Weimar Geld,
daß er ein Heer unterhalten konnte. Elsaß ward von ihm erobert, und die
Länder am Rhein wurden durch französische Truppen völlig ausgesogen. —
Schwedische Heerführer wie Horn, Torstenson, Königsmarck u. a. kämpften
in allen Teilen Deutschlands gegen den Kaiser mit wechselndem Glücke, und
so blieb kein Gau von dem verheerenden Kriege verschont.
6. Der Friede wurde schließlich von allen Parteien erhofft; aber
jahrelang dauerten die Verhandlungen. Da erscholl endlich 1648 das edle
Fried- und Freudenwort. In Münster und Osnabrück wurde der soge-
nannte Westfälische Frieden abgeschlossen. Nach demselben erhielten die
Evangelischen (auch die Calvinisten) gleiche Rechte mit den Katholiken. Bei
der katholischen Kirche sollten die Güter verbleiben, die sie 1624 besessen
hatte. — Die Reichsfürsten wurden fast ganz unabhängig von dem Kaiser,
so daß dieser nur noch geringe Gewalt über jene besaß. Eine Folge da-
von war, daß sich Deutschland in eine große Zahl kleinerer Herrschaften
zersplitterte, die nur lose zusammenhingen, und darum äußeren Feinden
gegenüber ohnmächtig wurde. Diese Ohnmacht benutzten die Feinde Deutsch-
lands, namentlich Frankreich unter Ludwig Xiv., ein halbes Jahrhundert
hindurch, um weite und wichtige Grenzgebiete von Deutschland loszureißen.
— Schon in diesem Frieden erhielt Frankreich die wichtigsten Städte im
Elsaß, Schweden außer 15 Millionen Mark Kriegskosten Vorpommern mit
Stettin. Brandenburg erhielt Hinterpommern und für Vorpommern, auf
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Donauwörth Bernhard_von_Weimar Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Pnppenheim Schlesien Pilsen Schweden Schweden Sachsen Brandenburg Deutschland Deutschland Rhein Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Schweden Stettin Brandenburg Hinterpommern
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
23. Der Dreißigjährige Krieg.
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Flucht. Auch Pappeuheim fiel. Sterbend ließ er Wallenstein sagen: „Ich
sterbe gern, da ich den gefährlichsten Feind meines Glaubens unter den
Toten weiß."
4. Wallensteins Tod. Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück,
Vertrieb auch die Schweden aus Schlesien, blieb aber dann untätig in
seinem Lager zu Pilsen, obgleich schwedische Heere Bayern furchtbar heim-
suchten. Da er den Befehl des Kaisers, dieses Land zu befreien, nicht er-
füllte, außerdem vielfach geheime Verhandlungen mit den Schweden führte,
so kam er in den Verdacht des Hochverrates. Der Kaiser setzte ihn ab, die
Mehrzahl der Regimenter verließ ihn, und er ging mit den treugebliebenen
nach Eger. Bei einem Gastmahle wurden seine ihm ergebenen Offiziere
ermordet, und er selbst darauf von zwei Hauptleuten in seinem Schlaf-
gemache niedergestoßen.
In dem schwedischen Heere war nach Gustav Adolfs Tode große Zucht-
losigkeit eingerissen, so daß die Schweden um nichts besser waren als die
Soldaten der kaiserlichen Heere. Unmenschliche Grausamkeiten (Schweden-
trunk) wurden an Bürgern und Bauern verübt. Auch waren die Führer
vielfach uneinig, und darum wurden sie bei Nördlingen (nordöstlich von
Donauwörth) von des Kaisers Heere vollständig geschlagen. Hierauf
schlossen die Kurfürsten von Sachsen und von Brandenburg und manche
andere Fürsten mit dem Kaiser Frieden zu Prag 1635.
5. Die letzten Jahre des Krieges brachten noch unsagbares Elend
über Deutschland. Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen. Sie
schickten Heere nach Deutschland und gaben Bernhard von Weimar Geld,
daß er ein Heer unterhalten konnte. Elsaß ward von ihm erobert, und die
Länder am Rhein wurden durch französische Truppen völlig ausgesogen. —
Schwedische Heerführer wie Horn, Torstenson, Königsmarck u. a. kämpften
in allen Teilen Deutschlands gegen den Kaiser mit wechselndem Glücke, und
so blieb kein Gau von dem verheerenden Kriege verschont.
6. Der Friede wurde schließlich von allen Parteien erhofft; aber
jahrelang dauerten die Verhandlungen. Da erscholl endlich 1648 das edle
Fried- und Freudenwort. In Münster und Osnabrück wurde der soge-
nannte Westfälische Frieden abgeschlossen. Nach demselben erhielten die
Evangelischen (auch die Calviuisten) gleiche Rechte mit den Katholiken. Bei
der katholischen Kirche sollten die Güter verbleiben, die sie 1624 besessen
hatte. — Die Reichsfürsten wurden fast ganz unabhängig von dem Kaiser,
so daß dieser nur noch geringe Gewalt über jene besaß. Eine Folge da-
von war, daß sich Deutschland in eine große Zahl kleinerer Herrschaften
zersplitterte, die nur lose zusammenhingen, und darum äußeren Feinden
gegenüber ohnmächtig wurde. Diese Ohnmacht benutzten die Feinde Deutsch-
lands, namentlich Frankreich unter Ludwig Xiv., ein halbes Jahrhundert
hindurch, um weite und wichtige Grenzgebiete von Deutschland loszureißen.
— Schon in diesem Frieden erhielt Frankreich die wichtigsten Städte im
Elsaß, Schweden außer 15 Millionen Mark Kriegskosten Vorpommern mit
Stettin. Brandenburg erhielt Hinterpommern und für Vorpommern, auf
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§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
43
Flucht. Auch Pappenheim fiel. Sterbend ließ er Wallenstein sagen: „Ich sterbe gern, da ich den gefährlichsten Feind meines Glaubens unter den Toten weiß."
4. Wallensteins Tod. Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück, vertrieb auch die Schweden aus Schlesien, blieb aber dann untätig in seinem Lager zu Pilsen, obgleich schwedische Heere Bayern furchtbar heimsuchten. Da er den Befehl des Kaisers, dieses Land zu befreien, nicht erfüllte, außerdem vielfach geheime Verhandlungen mit den Schweden führte, so kam er in den Verdacht des Hochverrates. Der Kaiser setzte ihn ab, die Mehrzahl der Regimenter verließ ihn, und er ging mit den treugebliebenen nach Eg er. Bei einem Gastmahle wurden seine ihm ergebenen Offiziere -ermordet, und er selbst darauf von zwei Hauptleuten in seinem Schlafgemache niedergestoßen.
In dem schwedischen Heere war nach Gustav Adolfs Tode große Zuchtlosigkeit eingerissen, so daß die Schweden um nichts besser waren als die Soldaten der kaiserlichen Heere. Unmenschliche Grausamkeiten (Schwedentrunk) wurden an Bürgern und Bauern verübt. Auch waren die Führer vielfach uneinig, und darum wurden sie bei Nördlingen (nordöstlich von Donauwörth) von des Kaisers Heere vollständig geschlagen. Hieraus schlossen die Kurfürsten von Sachsen und von Brandenburg und manche andere Fürsten mit dem Kaiser Frieden zu Prag 1635.
5. Die letzten Jahre des Krieges brachten noch unsagbares Elend über Deutschland. Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen. Sie schickten Heere nach Deutschland und gaben Bernhard von Weimar Geld, daß er ein Heer unterhalten konnte. Elsaß ward von ihm erobert, und die Länder am Rhein wurden durch französische Truppen völlig ausgesogen. — Schwedische Heerführer wie Horn, Torstenson, Königsmarck u. a. kämpften in allen Teilen Deutschlands gegen den Kaiser mit wechselndem Glücke, und so blieb kein Gau von dem verheerenden Kriege verschont.
6. Der Friede wurde schließlich von allen Parteien erhofft; aber -jahrelang dauerten die Verhandlungen. Da erscholl endlich 1648 das edle Fried- und Freudenwort. In Münster und Osnabrück wurde der sogenannte Westfälische Frieden abgeschlossen. Nach demselben erhielten die Evangelischen (auch die Calvinisten) gleiche Rechte mit den Katholiken. Bei der katholischen Kirche sollten die Güter verbleiben, die sie 1624 besessen hatte. — Die Reichsfürsten wurden fast ganz unabhängig von dem Kaiser, so daß dieser nur noch geringe Gewalt über jene besaß. Eine Folge davon war, daß sich Deutschland in eine große Zahl kleinerer Herrschaften zersplitterte, die nur lose zusammenhingen, und darum äußeren Feinden gegenüber ohnmächtig wurde. Diese Ohnmacht benutzten die Feinde Deutschlands, namentlich Frankreich unter Ludwig Xiv., ein halbes Jahrhundert hindurch, um weite und wichtige Grenzgebiete von Deutschland loszureißen. — Schon in diesem Frieden erhielt Frankreich die wichtigsten Städte im Elsaß, Schweden außer 15 Millionen Mark Kriegskosten Vorpommern mit Stettin. Brandenburg erhielt Hinterpommern und für Vorpommern, auf
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Extrahierte Ortsnamen: Pappenheim Schlesien Pilsen Schweden Schweden Sachsen Brandenburg Deutschland Deutschland Rhein Deutschlands Deutschland Deutschlands Frankreich Deutschland Frankreich Schweden Stettin Brandenburg Hinterpommern
Geschichte. I
Frankreichs gegen Österreich, Rußland und Eng-
land eroberte Napoleon I. Wien und schlug die
Österreicher und Russen (1805) in der furchtbaren
Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (Franz Ii., Alexan-
der l. von Rußland und Napoleon I.). Die erober-
ten Länder schenkte er seinen verwandten und Günst-
lingen, die er zu Rönigen oder herzögen machte
und mit Prinzessinnen aus den alten Fürstenfami-
lien verheiratete.
2. Der Untergang -er deutschen Reicher.
Diejenigen deutschen Fürsten, die ihre linksrheini-
schen Besitzungen an Frankreich abgetreten hatten,
sollten durch andre Gebiete entschädigt werden. Im
Jahre 1803 kam es daher zu einer Verteilung des
Reichsgebietes, wobei aber Frankreich bestimmenden
Einfluß ausübte. Die geistlichen Fürsten, außer dem
Erzbischöfe von Rkainz, verloren ihre Länder gänzlich,
und viele Reichsstädte wurden zu Landstädten ge-
macht. Im ganzen wurden 112 kleine Ztaaten ein-
gezogen. Preußen erhielt davon die Bistümer Hildesheim und Paderborn, Geile von
Inünster und Mainz, sowie die Reichsstädte Goslar, Nordhausen und Mühlhausen i. Th.
Nach der Zchlacht bei Austerlitz schlossen sechzehn westdeutsche Fürsten den „Rheinbund".
Sie stellten sich unter den Zchutz Napoleons, dem sie den Befehl über ihre Truppen über-
ließen, und sagten sich vom deutschen Reiche los. Als Belohnung verschaffte ihnen Napoleon
Gebietserweiterungen und verlieh ihnen Ränigs- und Großherzogstitel. Der Rhein-
bund, dem später noch wachsen und andre Länder beitraten, zählte schließlich 40 Ztaaten:
deutsche Fürsten dienten einem fremden Eroberer, der mit deutschen Truppen seine Ziege
erfocht. Da legte Franz Ii. die deutsche Raiserwürde nieder und erklärte (1806) das
heilige Römische Reich deutscher Nation für aufgelöst. 5o ging das deutsche Reich
nach fast tausendjährigem Bestehen rühmlos unter.
G. Der Deutsche Bunö und öa$ neue deutsche Reich.
I. Friedrich Wilhelm Hi.
i. König Friedrich Wilhelm Iii. und Königin Luise. Friedrich Wilhelm in.
war unter der Aufsicht seines Großoheims, des „alten Fritz", einfach und schlicht erzogen
worden, pflichttreu und sittlich ernst, von wortkargem, oft kurzem Wesen, bemühte
er sich, gegen jedermann gerecht zu sein. In seiner Gemahlin, der schönen und liebens-
würdigen Prinzessin Luise von Mecklenburg -Ztrelitz, besaß er eine kluge und Willens-
stärke Lebensgefährtin, die ihn im Unglück durch ihr Gottvertrauen ermutigte und
aufrichtete. — Dem glänzenden Leben am Hofe Friedrich Wilhelms Ii. waren Friedrich
Wilhelm und Luise abgeneigt. Sie weilten ungern in dem vornehmen Ztadtschlosse zu
Potsdam, das ihnen der prachtliebende Rönig als Wohnsitz zugewiesen hatte, und
zogen sich oft nach dem Gute Paretz bei Potsdam zurück. Dort führte Friedrich
Wilhelm mit seiner Gemahlin und seinen Rindern das einfache Leben eines Landedel-
manns. Er nahm an den Freuden und Leiden der Dorfbewohner Anteil und ließ
100
Rönigin Luise.
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Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Wien Frankreich Frankreich Hildesheim Paderborn Mainz Nordhausen Napoleons Potsdam Paretz Potsdam
72
Geschichte.
I
Bernhard starb wenige Jahre später an einer pestartigen Krankheit. Der Krieg beschränkte
sich jetzt vielfach auf planlose Plünderungszüge, bei denen es die Schweden mit dem schutz-
losen Volke schlimmer trieben als einst die wallensteiner. Den Landleuten gab man den ,,schwedischen
Trunk" zu kosten, d. h. man goß ihnen gewaltsam so lange Jauche in den hals, bis sie entweder
starben oder den Drt angaben, wo sie ihre letzten Spargroschen vergraben hatten. Noch lange nach
jener Zeit schreckten die Mütter ihre unfolgsamen Kinder mit dem Kufe: „Sei ruhig, der Schweb'
kommt!" Die aufs äußerste gepeinigten Bauern rotteten sich zusammen und ermordeten jeden
Soldaten, der in ihre Hände siel, auf die grausamste Meise. So entstand ein wahrer Vernich-
tungskrieg zwischen ihnen und den Söldnern.
14. Der Frieden von Münster und Osnabrück. Endlich kam nach jahrelangen
Verhandlungen der Friede zustande (1648). Die jüngeren Leute in Deutschland, die während
der dreißigjährigen Schreckenszeit herangewachsen waren, wußten nicht, was „Friede"
bedeutete, und auch die älteren glaubten kaum an die Nachricht van der Beendigung
des entsetzlichen Krieges; denn sie hatten in stumpfer Verzweiflung die Hoffnung auf
bessere Zeiten längst aufgegeben. Durch den Frieden, der zu Münster und Osnabrück
geschlossen wurde und deshalb auch der westfälische genannt wird, verlor Deutschland
die vorherrschende Stellung, die es seit fast 900 Fahren in der Ivelt innegehabt hatte.
Schweden und Frankreich waren von nun an die mächtigsten Staaten Europas. -
Schweden erhielt Vorpommern mit Stettin, sowie die Bistümer Bremen und Verden,
hierdurch beherrschte es die Mündungen deutscher Ströme und damit den Handel auf der
Nord- und Ostsee. - Frankreich bekam das Elsaß; die freie Neichrstadt Straßburg blieb
jedoch bei Deutschland. Die Schweiz und Holland schieden aus dem deutschen Neiche aus.
— Der Sohn des lvinterkönigs Friedrich von der Pfalz empfing die Nheinpfalz und die
Kurwürde zurück. Da auch der Herzog von Bayern Kurfürst blieb, so gab es also
von jetzt an acht Kurfürsten. 5ln Brandenburg, das alte Erbrechte auf Pommern besaß,
fiel nur Hinterpommern; als Entschädigung für Vorpommern wurden ihm die Bistümer
Halberstadt, Minden und Kamin, sowie das Erzbistum Magdeburg mit den Städten
Magdeburg und Halle zugesprochen. Sn bezug auf die kirchlichen Verhältnisse wurde
bestimmt, daß Katholiken, Evangelische und Reformierte gleiche Rechte haben sollten.
— Die deutschen Reichsfürsten wurden in ihren Ländern völlig selbständig. Sie durften
nicht nur ohne den Kaiser Krieg führen und Frieden schließen, sondern sogar mit dem
Auslande Bündnisse eingehen. Ohne sie konnte der Kaiser weder einen Reichskrieg führen,
noch Steuern erheben und Gesetze geben. (Karte!)
15. Die Folgen de5 Krieger, vor dem Kriege war Deutschland ein wohl-
habendes und bevölkertes Land gewesen; nach ihm war es eine Ivüste. Der Wohlstand
war vernichtet und die Bevölkerung in manchen Gegenden auf den zehnten Teil der
früheren Zahl zusammengeschmolzen, viele Dörfer waren gänzlich vom Erdboden ver-
schwunden. Sn den Städten standen nicht selten zwei Drittel aller Häuser unbewohnt.
Wiesen und Felder waren jahrelang unbebaut geblieben und zu Buschland oder Heide
geworden, in denen Wölfe hausten. Die Bauern besaßen weder Pferde noch Saat-
korn zur Bestellung der Acker; die stattlichen Rinder- und Schafherden waren in dem
langen Kriege aufgezehrt worden. Ruch in den östlichen Gegenden Deutschlands geriet
nun der Bauer in völlige Abhängigkeit von dem Gutsherrn und wurde hörig. Die
Pest und andre ansteckende Krankheiten suchten die Bevölkerung heim. Ruf den Land-
straßen herrschte die größte Unsicherheit; Räuberbanden und Scharen entlassener Söldner
ließen das Land nicht zu Ruhe und Frieden kommen. Der Handel war vernichtet,
und das Gewerbe lag danieder; denn niemand konnte dem Handwerker etwas ab-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Deutschland Deutschland Schweden Frankreich Europas Schweden Stettin Ostsee Frankreich Straßburg Deutschland Holland Brandenburg Pommern Hinterpommern Minden Magdeburg Deutschland Heide Deutschlands
Hrsg.: Nowack, Hugo, Sieber, Hermann, Steinweller, F., Paust, J. G., Rohn, R. A.
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeil.
7t
Deutschlands gegen den Kaiser mit wechselndem Glücke kämpften; so blieb kein
deutscher Gau von den Drangsalen des Krieges verschont.
5. Der Friede, von allen Parteien erhofft, kam endlich nach jahrelangen
Verhandlungen 1648 zu Münster und Osnabrück zustande (daher West-
fälischer Friede). Die Reformierten erhielten gleiche Rechte mit Katholiken
und Lutherischen. Bei der katholischen Kirche sollten die Güter verbleiben,
die sie 1624 besessen hatte. — Frankreich erhielt wichtige Städte im Elsaß.
Schweden 15 Millionen Mark und Vorpommern, Brandenburg Hinter-
polnmern und die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin.
6. Die Folgen des furchtbaren Krieges waren für Deutschland überaus
traurige. Sein Ansehen nach außen war gänzlich dahin. Die einst blühenden
Gefilde waren in Wüsten verwandelt, Dörfer und Städte verödet. Das Schwert,
der Hunger und die Pest hatten mehr als die Hälfte aller Bewohner dahin-
gerafft. Dem Bauer fehlte das Saatgetreide, das Zugvieh und die Dienstleute;
der Kaufmann und der Handwerker hatten kein Geld; die Handelsstraßen
waren unwegsam. — Die entlassenen Söldner rotteteil sich zu wilden Räuber-
banden zusaiilmen. Unwissenheit und Unsittlichkeit, daneben arge Verschweildung
herrschten allerwärts; denn der Bürger verzehrte lieber selbst das Seine in
Saus und Braus, als daß er es für die Soldaten oder die Räuberbanden
aufhob. Überhaupt war der Bürgerstand von seiner früheren Höhe herab-
gcsunken. Die allgemeine Verarmung gestattete nicht mehr die Anschaffung
von künstlerlich ausgestattetem Hallsrat. Derselbe mußte billig beschafft werden,
darum wurde er geschmacklos und nüchtern hergestellt. Das Kilnstgewerbe
wurde nicht mehr gepflegt. Die alte Ehrenhaftigkeit der Znnftgcnossen nahm
ab; Unzuverlässigkeit und Fälschung raubte dem deutschen Gewerbe sein An-
sehen. — Aberglaube, ans den Heerlagern des langen Krieges stammend,
machte sich in allen Gesellschaftsschichten breit und trat namentlich in den
vielen Hexenprozessen zutage. — In Sitte und Tracht äffte man in Deutsch-
laild französische Art nach, und namentlich unsere Muttersprache wurde durch
eine Unmasse fremder Wörter verunziert. Mehr wie ein Jahrhundert sollte
vergehen, ehe alle diese Schäden geheilt wareil.
§ 15. Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeit.
A. In den ältesten Zeiten wohnten zwischen Elbe und Oder deutsche
Stämme, die aber während der Völkerwanderung ihre Wohnplätze verließen.
An ihre Stelle rückten die Wenden, ein slawisches Volk. Sie hatten braun-
gelbe Hautfarbe, dunkle Augen und braunes Haar. Ihre Götter verehrten
sie in Tempeln; ihre Frauen behandelten sie wie Sklavinnen; sie beschäftigten
sich mit Ackerbau und Viehzucht, waren geübt in der Weberei und trieben
Handel. — In Deutschland brachen sie oft als Räuber ein. Wie Heinrich I.
sie besiegte und zu ihrer Bewachung die Nordmark 920 gründete siehe § 5. 2.
Obgleich Otto I. im Wendenlande die Bistümer Havelberg mit) Brandenburg
stiftete, so hatten alle diese Versuche zur Unterwerfung der Wenden keinen
dauernden Erfolg, bis Kaiser Lothar 1124 die Nordmark an die
B. Anhaltiner oder Askanier verlieh (8 8. 1). Albrecht der Bär,
der erste Askanier, entriß den Wenden das Land bis an die Oder und nannte
sich Markgraf von Brandenburg. Er sied Ute in dem entvölkerten Lande viele
Deutsche -an. welche Sümpfe austrockneten, Gewässer eindämmten und Städte
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Obgleich_Otto_I. Otto_I. Lothar Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschlands Frankreich Elsaß Schweden Brandenburg Halberstadt Minden Deutschland Saus Deutsch- Brandenburg Deutschland Bistümer_Havelberg Brandenburg Brandenburg